1. Kapitel
Erfassung der Strukturen von Kooperationssystemen in grafischen Plänen
= Fundamental Modelling Concepts (FMC)



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1.1
Zwei
Probleme
1.2
Lösungs-
konzept
1.3
Aufbau-
pläne
1.4
Ablauf-
pläne
1.5
Daten-
pläne
1.6
Metaplan
der Pläne
1.7
Interpreter-
schichtung
1.8
Phasen-
trennung
1.9
Übersichts-
vortrag

1.4 Ablaufpläne

Ein Ablaufplan zeigt eine Menge von Aktionen und ihre kausalen Abhängigkeiten. Zwischen zwei Aktionen besteht eine kausale Abhängigkeit, wenn die eine Aktion erst beginnen kann, nachdem die andere Aktion beendet ist. Der häufigste Fall von kausaler Abhängigkeit besteht darin, dass durch die eine Aktion eine Situation geschaffen wird, die Voraussetzung für die andere Aktion ist. So muss beispielsweise eine Kaffeetasse zuerst gefüllt werden, bevor sie ausgetrunken werden kann. Bei dieser Art von kausaler Abhängigkeit ist es irrelevant, ob die beiden Aktionen von ein und demselben Akteur oder von zwei unterschiedlichen Akteuren ausgeführt werden. Es gibt aber noch eine zweite Art kausaler Abhängigkeit; diese liegt vor, wenn zwei unterschiedliche Akteure Aktionen durchführen wollen, bei denen sie auf das gleiche Werkstück zugreifen müssen. In diesem Fall stehen die beiden Aktionen zueinander in einem Konflikt: Sie können nur nacheinander ausgeführt werden, aber ihre Reihenfolge ist beliebig.

Ein Ablaufplan verbindet Aktionen mit den Situationen, von denen die Aktionen ausgehen oder die durch sie geschaffen werden. Die Aktionen werden durch Rechtecke symbolisiert, die Situationen durch Kreise. In den Ablaufplänen wird das Vorliegen einer bestimmten Situation durch eine Markierung dargestellt, die darin besteht, dass in diesen Situationsknoten eine runde Marke eingezeichnet wird. Eine Aktion kann nur beginnen, wenn alle Situationen, die sie voraussetzt, vorliegen, d.h. wenn alle Situationsknoten, von denen ein Pfeil zum Aktionsknoten hinführt, markiert sind. Man kann sich vorstellen, dass der Akteur, der die Aktion ausführt, zuerst alle diese Marken einsammelt, bevor er mit der Aktion beginnt, und dass er nach Beendigung der Aktion auf alle Situationsknoten, zu denen vom Aktionsknoten ein Pfeil hinführt, eine Marke hinlegt.

Der als Beispiel gezeigte Ablaufplan enthält Aktionen zweier Akteure, nämlich eines Küchenchefs und seines Helfers. Solange die beiden jeweils nur auf ihre eigene Schüssel zugreifen, können sie unabhängig voneinander agieren. Wenn sie sich aber eine Zutat holen wollen, können sie dies nur nacheinander tun, weil sie dabei auf den gleichen Schrank zugreifen müssen. Dabei ist die Reihenfolge allerdings irrelevant. Man erkennt diese Konfliktsituation an der Symmetrie der hin- und wegführenden Pfeile, denn jeder der beiden Akteure braucht die dort liegende Marke für seine Aktion des Holens seiner Zutat. Erst nachdem der Eine mit dem Holen fertig ist, steht die Marke dem Anderen für seine Holaktion zur Verfügung.

Im 2. Kapitel wird noch ein weiteres Beispiel eines Ablaufplans gezeigt, denn in dem dort vorgestellten Steuerkreiskonzept spielen Ablaufpläne eine zentrale Rolle.

Das in FMC verwendete Schema zur Erfassung von Abläufen gehört in die Klasse der sogenannten Petrinetze. Die Bezeichnung verweist auf den deutschen Mathematiker Carl Adam Petri, der einen Formalismus entwickelt hat, mit dem man sowohl kausal geordnete als auch teilweise ungeordnete Vorgänge beschreiben kann. Die spezielle heute verbreitete grafische Form wurde allerdings erst später von dem amerikanischen Wissenschaftler Anatol W. Holt eingefürt.

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