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Diese Website steht auch in dem Buch
"Ingenieurskultur in der Digitaltechnik".




Mein wissenschaftlicher Nachlass

Prof. em. Dr.-Ing. Siegfried Wendt

geb. 1940
Studium der Elektrotechnik und Promotion
an der Technischen Hochschule Karlsruhe,
Hochschullehrer für Digitale Systeme:
State University of New York in Buffalo,
USA (3 Jahre),
Universität Hamburg (3 Jahre),
Universität Kaiserslautern (24 Jahre),
Gründungsdirektor des Hasso-Plattner-
Instituts in Potsdam (6 Jahre),
im Ruhestand seit 2005

Begründung dieses Internetauftritts:

Dieser Internetauftritt entsteht im Jahre 2016; ich befinde mich bereits elf Jahre im Ruhestand. Es ist nicht absehbar, wie viele Jahre in geistiger und körperlicher Frische mir noch vergönnt sein werden. Deshalb habe ich mich gefragt, ob ich nicht doch im Laufe meiner fast vierzigjährigen Tätigkeit als Hochschullehrer einige Erkenntnisse gewonnen und beschrieben habe, die wert sind, mich zu überdauern. Und ich kam zu der Überzeugung, dass dies tatsächlich zutrifft. Es handelt es sich um technikwissenschaftliche Erkenntnisse, bei denen sich nicht die Frage nach ihrer mathematisch oder experimentell beweisbaren Korrektheit stellt, sondern nur die Frage nach ihrem Anwendungsnutzen.

Selbstverständlich habe ich meine Erkenntnisse in Büchern und Aufsätzen festgehalten und veröffentlicht. Das reicht aber heute nicht mehr aus, ihr Überdauern zu sichern. Denn der technologische Wandel der Textverbreitung hat zu einem exponentiellen Anwachsen der gespeicherten Texte geführt, so dass die langfristig nützlichen Texte nun neben einer riesigen Zahl von Texten ohne jede Zukunftsrelevanz liegen. Deshalb liegen die wertvollen Texte inzwischen wie kleine Goldkörner im Sand eines Strandes oder wie Nadeln in Heuhaufen verborgen, so dass die Wahrscheinlichkeit, sie zufällig zu finden, fast null ist. Man findet sie praktisch nur noch, wenn man schon weiß, dass es sie gibt, so dass man gezielt danach suchen kann.

Also habe ich mich gefragt, was ich tun könnte, um die Wahrscheinlichkeit zu erhöhen, dass in der nächsten Zeit ein angemessener Teil der einschlägigen Fachwelt mit meinen Erkenntnissen konfrontiert wird und anfängt, über ihre mögliche Nützlichkeit nachzudenken. Denn nur dadurch kann ein mögliches Überdauern gefördert werden. Dazu erachte ich es für notwendig, dass ich möglichst knapp und didaktisch überlegt aufbereitet und sehr leicht zugänglich genau das darstelle, von dem ich meine, dass es sich um den Teil meiner Erkenntnisse handelt, die überdauern sollten. Der leichteste Zugang ist heutzutage zweifellos in Form einer URL zu realisieren, die in der Fachwelt weitergegeben werden kann.

Inhaltsübersicht:

Die Erkenntnisse, von denen ich meine, dass sie überdauern sollten, lassen sich in drei Kapitel unterteilen.

Im ersten Kapitel werden die Erkenntnisse vorgestellt, die ich bei meinen Bemühungen um die kommunikative Beherrschung der Komplexität großer Softwaresysteme gefunden habe. In den Jahren 1974 bis 1977 konnte ich die grundlegenden Konzepte zur Lösung des Problems entwickeln, aber es dauerte noch weitere 25 Jahre, bis die Konzepte zur endgültigen Reifung gelangt waren. Zu dieser Reifung haben sowohl die Mitarbeiter in meiner Hochschularbeitsgruppe als auch die Projektbeteiligten in den Firmen Siemens und SAP in großem Umfang beigetragen. Die gewonnenenen Erkenntnisse werden inzwischen als "Fundamental Modeling Concepts (FMC)" bezeichnet.

Im zweiten Kapitel wird das Steuerkreiskonzept beschrieben, welches ich bereits in den Jahren 1967 bis 1969 gefunden und zur Reife gebracht habe. Die erste Veröffentlichung erschien im Jahre 1970.

Im dritten Kapitel wird anhand des Skripts meiner Vorlesung "Konzepte der Programmierung" gezeigt, wie meine Lehre durch meine "philosophische Analyse" der Begriffswelt der Informatik geprägt wurde. Gerade in der Informatik besteht die große Gefahr, dass man den Studenten "zu viel über die Bäume und zu wenig über den Wald erzählt, so dass sie vor lauter Bäumen den Wald nicht sehen können." Meine Vorlesung ist ein echtes Kontrastprogramm zu den Vorlesungen "Einführung in die Informatik" und "Programmieren in der Sprache XYZ", wie sie weltweit üblich sind.
Ich bin sehr stolz darauf, dass sich meine Studenten immer wieder bei mir bedankt haben "für die Brille, die ich ihnen vor das geistige Auge gesetzt habe" und die ihnen eine völlig neue Sicht auf die Welt der Informationstechnik ermöglichte. Am meisten hat mich der Satz eines Studenten gerührt, der mir anlässlich meines Eintritts in den Ruhestand schrieb: "Mit Ihnen verlässt das letzte Element Besonderheit dieses Institut."


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